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Unperfekt glücklich: Warum Selbstliebe keine To-Do-Liste braucht

Autorenbild: Nicole ArdinNicole Ardin

In einer Welt, die dir an jeder Ecke Optimierung verkauft — sei es in Form von Diäten, Productivity-Hacks oder auch nur schon Apps, die dir beibringen , wie man effektiver atmet — kann es manchmal befreiend sein, einfach zu sagen: „Ich bin nicht perfekt und ich arbeite auch nicht daran.“ Und genau das sollte unser Motto sein, wenn wir dem Selbstoptimierungswahn entgegentreten.


Warum Selbstoptimierung keine Selbstliebe ist


Selbstoptimierung wird oft als Synonym für Selbstliebe verkauft, aber in Wahrheit sind sie grundverschieden. Selbstliebe sagt: „Du bist gut, so wie du bist.“ Selbstoptimierung hingegen sagt: „Du bist nicht genug, aber hier ist eine Checkliste, um es zu werden.“ Der Druck, immer besser, schlauer, fitter oder produktiver zu sein, hält uns gefangen in einem endlosen Zyklus aus „Noch eine App, noch ein Buch, noch ein Retreat.“ Aber wo bleibt da der Raum für das einfache Sein?


Hinzu kommt, dass die ständige Fokussierung auf Verbesserung uns oft den Blick für das verschleiert, was wir bereits erreicht haben. Wir vergessen, uns selbst zu feiern, weil wir so sehr damit beschäftigt sind, die nächste „Baustelle“ anzugehen. Doch was, wenn wir anstatt ständig nach vorne zu hetzen, einfach mal innehalten und anerkennen, dass wir schon jetzt genug sind?

Das Problem mit dem Streben nach Perfektion


Der Gedanke, dass wir immer an uns arbeiten müssen, suggeriert, dass wir in unserem aktuellen Zustand unzulänglich sind. Doch Perfektion ist eine Illusion, ein bewegliches Ziel, das immer ein Stück weiter weg ist, egal wie sehr wir uns anstrengen. Psychologisch gesehen führt dieser ständige Optimierungsdruck oft zu Stress, Burnout und dem Gefühl, niemals genug zu sein. Das ist nicht Selbstentwicklung, das ist Selbstzerstörung im Schafspelz.


Interessanterweise zeigen Studien, dass Menschen, die sich ständig optimieren wollen, häufig weniger zufrieden mit ihrem Leben sind als jene, die sich selbst so akzeptieren, wie sie sind. Dieses ständige Streben hält uns in einem Zustand des Mangels, in dem wir uns immer defizitär fühlen. Kein Wunder, dass sich das negativ auf unsere mentale Gesundheit auswirkt.


Reflexion statt Perfektion


Das heißt nicht, dass es schlecht ist, zu lernen seine eigenen Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen oder zu reflektieren. Im Gegenteil: Sich selbst zu kennen, ist der erste Schritt zu einem authentischen und erfüllten Leben. Aber dieser Prozess sollte aus Neugier und Selbstfürsorge heraus entstehen, nicht aus dem Zwang, sich „verbessern“ zu müssen.


Ein achtsamer Blick auf die eigenen Gewohnheiten kann uns helfen, uns selbst besser zu verstehen und liebevoller mit uns umzugehen. Doch es geht darum, dies mit Leichtigkeit zu tun und nicht mit einer Schwere, die uns niederdrückt. Stell dir vor, Selbstreflexion wäre wie ein Tanz – spielerisch und befreiend, statt wie ein Bootcamp für die Seele.


Ein Leben jenseits der To-Do-Liste


Vielleicht liegt die wahre Magie darin, einfach mal die Checkliste beiseitezulegen. Statt zu fragen: „Wie kann ich besser werden?“, könnten wir fragen: „Wie kann ich mich wohler in meiner Haut fühlen?“ Oder noch radikaler: „Was würde mir heute einfach Spaß machen?“

Stell dir vor, du würdest nicht versuchen, jeden Moment deines Lebens zu optimieren. Vielleicht würdest du stattdessen ein neues Hobby anfangen, einfach weil es dir Freude macht, und nicht, weil es auf LinkedIn gut aussieht. Vielleicht würdest du einen Nachmittag damit verbringen, in den Himmel zu schauen, statt einen weiteren Online-Kurs zu belegen.

Und weißt du was? Dieses Loslassen kann erstaunliche Effekte haben. Wenn wir den ständigen Drang loswerden, immer produktiv sein zu müssen, schaffen wir Raum für Kreativität, Gelassenheit und echte Lebensfreude. Es sind oft die „unproduktiven“ Momente, die uns die schönsten Erinnerungen schenken.


Ermutigung zur Imperfektion


Du schuldest der Welt keine Perfektion, am wenigsten dir selbst. Es ist okay, Fehler zu machen. Es ist okay, nicht jeden Tag produktiv zu sein. Es ist okay, einfach du zu sein, in all deiner chaotischen, wunderbaren Unperfektheit. Wir können uns von der Vorstellung lösen, dass wir erst wertvoll sind, wenn wir eine bestimmte Version von uns selbst erreicht haben. Unser Wert liegt nicht in unserem Output, sondern in unserer Existenz. Du bist genug — nicht erst morgen, nicht erst, wenn du deine nächste große „Challenge“ gemeistert hast, sondern genau jetzt.


Imperfekt und wunderbar


Der Selbstoptimierungswahn mag laut sein, aber wir können lauter sein. Indem wir uns selbst erlauben, unperfekt zu sein, senden wir eine Botschaft an die Welt: „Ich bin genug, genau so wie ich bin.“ Und das ist die wahre Selbstliebe. Kein Checklisten-Hack, keine App, kein Retreat kann das toppen.


Also, nimm dir eine Pause, lass die To-Do-Liste liegen und genieße den Moment. Denn manchmal ist das Beste, was du für dich tun kannst, einfach zu sein – unapologetisch, unperfekt und wunderbar.

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