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Warum Journaling eine echte Superkraft für das seelische Wohlbefinden sein kann

Autorenbild: Nicole ArdinNicole Ardin

Eines vorab: Journaling ist nicht nur etwas für Teenager, die über ihre Schwärmereien oder die Tage, die sie mit dem Schmachten über etwas Triviales verbracht haben, schreiben - nicht, dass daran etwas falsch wäre -, aber Journaling kann so viel mehr sein als das. Tatsächlich ist das Schreiben eines Journals ein etwas Ermächtigendes für unsere psychische Gesundheit - etwas, von dem ich mir wünsche, dass mehr Menschen es verstehen und in den eigenen Alltag integrieren.


Es ist leicht zu übersehen, wie sehr das Aufschreiben unserer Gedanken und Gefühle unser geistiges Wohlbefinden beeinflussen kann. Schliesslich leben wir in einer Welt, die ständig in Bewegung ist und wenig Raum für Reflexion lässt. Aber das Führen eines Journals ermöglicht es uns, langsamer zu werden, durchzuatmen und uns einen Moment Zeit für uns selbst zu nehmen. Wenn du es noch nicht ausprobiert haben solltest, möchte ich in diesem Artikel die Gelegenheit ergreiffen, warum der Griff zum Stift oder das Tippen auf dein Telefon tatsächlich einen entscheidenden Einfluss auf deine mentale Gesundheit haben kann.

Die Wissenschaft dahinter


Die Forschung zeigt, dass Journaling bemerkenswerte Vorteile für das psychische Wohlbefinden hat. Der Psychologe James Pennebaker, der sich seit Jahren mit ausdrucksstarkem Schreiben befasst, hat herausgefunden, dass das Niederschreiben von Gefühlen uns helfen kann, Emotionen zu verarbeiten und loszulassen. Wenn wir über schwierige oder traumatische Erlebnisse schreiben, kann dies Stress abbauen, die Stimmung verbessern und uns sogar helfen, besser zu schlafen.


In einer Studie von Pennebaker zeigten Teilnehmer, die an vier aufeinanderfolgenden Tagen 15-20 Minuten pro Tag über emotionale Ereignisse schrieben, deutliche Verbesserungen sowohl bei der körperlichen als auch bei der geistigen Gesundheit. Sie berichteten von weniger Arztbesuchen und erlebten weniger Stress und Ängste. Das Schreiben ermöglicht es dem Gehirn, chaotische Emotionen zu verarbeiten, und hilft dabei, von einer „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion in einen geerdeten, reflektierenden Zustand zu wechseln.


Journaling kann auch den präfrontalen Kortex aktivieren - den Bereich des Gehirns, der für komplexes Denken, Entscheidungsfindung und Selbstreflexion zuständig ist. Durch das Führen von Journalen aktivieren wir unsere Fähigkeit, Probleme zu lösen und Situationen aus einer Position der Klarheit heraus zu analysieren, anstatt sie emotional zu überwältigen.


Meine persönliche Sichtweise


Auch ich selbst mache seit vielen Jahren sehr gute Erfahrungen mit Journaling. In meiner Positiv Psychologischen Ausbildung haben wir die Praxis der "Three good things" kennengelernt, wo wir täglich drei gute, ermutigende und positive Dinge aufgeschrieben haben, dir wir erlebt haben. Das musste auch nichts grosses sein, sondern konnte so etwas sein wie ein paar Sonnenstrahlen, die man an jenem Tag geniessen konnte, den Lieblingskaffee am morgen oder auch nur, dass man sich über etwas kleines erfreuen konnte, wie ein paar nette Worte von einem lieben Menschen. Ich habe schon nach kurzer Zeit gemerkt, wie sehr es mein Wohlbefinden steigerte und nutze diese Technike bis heute nicht nur für mich selbst, sondern auch mit meinen Klienten


Was ich allgemein am Journaling am meisten liebe, ist allerdings, dass ich dabei alles loslassen kann, was mich belastet, ohne es mit mir herumtragen zu müssen. Es schafft einen sicheren Raum, in dem ich Gefühle ausdrücken kann, die manchmal zu überwältigend sind, um sie mit jemandem zu teilen. Ich habe gemerkt, wie viel leichter ich mich nach dem Aufschreiben meiner Gedanken fühle. Es ist meine persönliche Form der Psychohygiene. Wie das Zähneputzen hilft es mir, meinen Geist von allem aufgestauten Ballast zu befreien.


Und seien wir mal ehrlich - wer liebt es nicht, einen Raum zu haben, in dem er sich Luft machen kann? Es ist wie ein Gespräch mit einem Freund, der einen nicht verurteilt. Aber es geht um mehr als nur darum, ein Ventil zu finden. Durch das Journaling habe ich gelernt, negative Gedanken neu zu formulieren, Muster in meinem Verhalten zu erkennen und sogar die kleinen Erfolge in meinem Leben zu schätzen. Das ist die Kraft der Reflexion.


Journaling als Mittel zur Selbstfindung


Journaling ist nicht nur ein Mechanismus zum Loslassen, sondern auch ein mächtiges Werkzeug zur Selbstentdeckung. Es ist, als würde man eine Schatztruhe voller Erkenntnisse über sich selbst öffnen. Das Schöne am Journaling ist, dass es keine ausgefallenen Techniken oder die „richtige“ Art und Weise erfordert, es zu tun. Es ist deine persönliche Praxis. Dein Rhythmus. Deine Regeln.


Ganz gleich, ob du dich dafür entscheidest, deinen Bewusstseinsstrom frei zu schreiben, bestimmte Anweisungen zu befolgen oder deine Stimmungen festzuhalten, der Akt des Schreibens wird zu einer Reflexion dessen, was du in diesem Moment bist. Es ist ein Spiegel, in dem du dich selbst klarer sehen kannst. Und mit der Zeit kannst du auf deine früheren Einträge zurückblicken und feststellen, wie du gewachsen bist, gelernt hast und ja, bis zu einem gewissen Grad auch heilen konntest.


Eine der Möglichkeiten, wie ich persönlich vom Journaling profitiert habe, ist das Dankbarkeitstagebuch. Es mag sich zunächst wie ein Klischee anhören, aber wenn ich aufschreibe, wofür ich dankbar bin - sei es die perfekte Tasse Kaffee am Morgen oder ein bedeutungsvolles Gespräch mit einem Freund -, hat sich meine Denkweise drastisch verändert. Dankbarkeitstagebücher helfen mir, das grosse Ganze im Auge zu behalten, selbst wenn ich das Gefühl habe, dass mein Leben aus den Fugen gerät.


Journaling als Teil deinerRoutine


Ich weiss, dass wir alle viel zu tun haben und dass es schwer sein kann, sich Zeit zum Schreiben zu nehmen. Aber ich verspreche dir, 5 Minuten am Tag können Wunder bewirken. Ob am Morgen, wenn du deine Vorsätze für den Tag fassen, oder vor dem Schlafengehen, um aufgestauten Stress abzubauen - finde einfach ein paar Minuten, die in deinen Alltag passen.


Der Clou: Es geht nicht darum, daraus ein grosses, zeitaufwändiges Ritual zu machen. Es geht darum, es zu einem festen Bestandteil deiner Routine zu machen, damit du dich regelmässig Raum zum Verarbeiten und Nachdenken schaffen kannst.


Du musst dir keine Gedanken über die Struktur machen. Schreib einfach über das, was dir im Moment am besten gefällt, selbst wenn es nur eine einfache Liste von Gedanken ist. Das Wichtigste ist, dass du dich mit deine inneren Welt auseinandersetzt, und das ist an sich schon eine Form der Selbstfürsorge. Und wenn du jemals daran zweifelst, ob deine Worte wichtig sind, glaube mir - sie sind es. Es ist alles Teil deiner Wachstumsreise.


Lass und zusammenfassen


Journaling ist mehr als nur Schreiben - es ist eine Superkraft. Es ist ein Werkzeug, das uns hilft, unseren Gedanken einen Sinn zu geben, emotionale Spannungen abzubauen und Einblicke in das zu geben, was wir sind und was wir werden wollen. Es ist ein Akt der Selbstfürsorge, ein Weg, für sich selbst da zu sein, egal, was das Leben dir in den Weg stellt.

 
 
 

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