Evidenzbasierte Psychologie trifft Intuition: Wie Tarot und Orakel die Selbstreflexion fördern
- Nicole Ardin
- 27. März
- 3 Min. Lesezeit
Einleitung
Als Psychosoziale Beraterin und Coachin in Positiver Psychologie arbeite ich mit wissenschaftlich fundierten Methoden. Strukturierte Ansätze, psychologische Theorien und evidenzbasierte Strategien sind essenziell für meine Arbeit. Doch mit der Zeit habe ich erkannt, dass reine Rationalität nicht immer zur gewünschten Klarheit führt. Manche der tiefsten Einsichten entstehen, wenn wir unserer Intuition Raum geben.
Dafür nutze ich verschiedenste Werkzeuge und Methoden. Für mich sind Tarot- und Orakelkarten genau das: Werkzeuge, um Zugang zu diesem inneren Wissen zu finden. Anders als manche glauben mögen, sagen sie nicht die Zukunft voraus und ersetzen auch keine analytischen Methoden – sondern sie helfen mir, aus gedanklichen Sackgassen auszubrechen und mein Unterbewusstsein auf eine Weise anzusprechen, die reines logisches Denken manchmal nicht kann.
Intuition: Das fehlende Puzzlestück in der Selbstreflexion
Die Psychologie bestätigt, dass menschliche Entscheidungen selten rein rational getroffen werden. Emotionen, unbewusste Muster und tief verankerte Glaubenssätze beeinflussen unser Denken. Strukturierte Analysen und rationale Methoden sind wichtig – doch wenn wir uns in Gedankenkarussellen verlieren, können sie uns auch blockieren.
Hier kommt die Intuition ins Spiel. Karten und Symbole wirken wie ein Spiegel für unsere inneren Prozesse. Sie bringen verborgene Ängste, unausgesprochene Wünsche oder übersehene Möglichkeiten ans Licht. In dieser Hinsicht ähneln sie Techniken wie freiem Schreiben, geführter Imagination oder Assoziationsübungen – sie eröffnen neue Perspektiven und helfen uns, Emotionen bewusster wahrzunehmen.

Wie ich Tarot- und Orakelkarten für mich nutze
Wann immer ich merke, dass ich mich im Grübeln verliere – sei es bei einer wichtigen Entscheidung, einer kreativen Blockade oder einer persönlichen Herausforderung –, greife ich zu meinen Karten. Ich mische, konzentriere mich auf meine Frage und ziehe eine Karte. Die Symbole und Botschaften helfen mir, eine neue Perspektive einzunehmen und Aspekte zu erkennen, die mir zuvor nicht bewusst waren.
Ein Beispiel: Vor einer grossen beruflichen Entscheidung zog ich den Narr – eine Karte, die für Neuanfänge und den Sprung ins Ungewisse steht. Sie gab mir keine direkte Antwort, aber sie stellte mir eine entscheidende Frage: Halte ich inne, weil es berechtigte Bedenken gibt – oder aus reiner Angst vor Veränderung? Diese Reflexion half mir, die Situation klarer zu sehen und eine Entscheidung aus innerer Überzeugung zu treffen.
Warum intuitive Werkzeuge oft unterschätzt werden
Trotz ihres Potenzials für Selbstreflexion und persönliches Wachstum haften Tarot & Co. hartnäckige Klischees an. Besonders in professionellen und wissenschaftlichen Kontexten gibt es oft die Sorge, nicht ernst genommen zu werden. Angesichts der Art und Weise, wie Tarot in Filmen, Büchern und Popkultur dargestellt wird – übernatürlich, schicksalhaftoder gar manipulativ –, ist das durchaus nachvollziehbar. Viele Fachleute meiden daher bewusst alles, was nach „Esoterik“ klingt, um ihre Glaubwürdigkeit nicht zu gefährden.
Ich sehe das etwas anders. Seit über 20 Jahren folge ich einer naturverbundenen Spiritualität, arbeite privat viel mit Selbstreflexion und Ritualen und habe über die Jahre erkannt: Wissenschaft und Intuition schliessen sich nicht automatisch aus – im Gegenteil, sie können sich in vielen Situationen wunderbar ergänzen.
Wer Intuition als irrational oder unwissenschaftlich abtut, übersieht einen wesentlichen Aspekt menschlicher Kognition. Bereits Carl Jung beschäftigte sich intensiv mit Archetypen und dem Unbewussten als prägende Elemente unseres Denkens. Und die moderne Neurowissenschaft bestätigt, dass unser Gehirn weit mehr Informationen verarbeitet, als uns bewusst ist.
Intuition ist kein „Hokuspokus“ – sie beruht auf Erfahrung, Mustererkennung und unbewusster Informationsverarbeitung. Wissenschaft und Intuition sind daher keine Gegensätze, sondern zwei Seiten derselben Medaille: Während die eine auf messbaren Fakten basiert, hilft die andere, unbewusste Zusammenhänge zu erschliessen. Und genau darin liegt ihre Stärke.
Der psychologische Blickwinkel
Psychologisch betrachtet funktionieren Tarot- und Orakelkarten ähnlich wie etablierte Methoden in der Therapie. Sie erinnern an projektive Verfahren wie freies Assoziieren, Traumarbeit oder den Rorschach-Test, die darauf abzielen, das Unbewusste zugänglich zu machen.
Auch die Positive Psychologie setzt stark auf Selbstreflexion, Stärkenorientierung und persönliches Wachstum. Wenn ein intuitives Tool dabei hilft, eine neue Perspektive einzunehmen, eine Blockade zu lösen oder Klarheit zu gewinnen – warum es nicht nutzen? Das Ziel ist nicht, kritisches Denken zu ersetzen, sondern unsere innere Welt ganzheitlicher zu betrachten.
Fazit
Die Integration intuitiver Werkzeuge in meine persönliche und berufliche Weiterentwicklung hat meine Selbstwahrnehmung geschärft und meine Entscheidungsprozesse bereichert. Sie sind kein Ersatz für wissenschaftlich fundierte Methoden, aber sie bieten eine wertvolle Ergänzung, um Gedanken und Emotionen aus einer anderen Perspektive zu betrachten.
Für alle, die diesen Ansatz skeptisch sehen: Begegnet dem Thema mit Neugier statt mit Vorurteilen. In einer Welt, die oft Rationalität über inneres Wissen stellt, liegen die wertvollsten Einsichten manchmal genau dort – in der stillen Stimme unserer Intuition.
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